Wann werden Teams gemeinsam klüger, wann gemeinsam dümmer?

Wie Sie Innovationskraft in Ihrem Team ermöglichen können

Wir alle sind auf der Suche nach neuen Services oder Angeboten, um unsere Kunden (noch mehr) zu begeistern. Die Wege, die wir für Innovationen gehen, verlaufen im Zick-Zack und enden oft in einer Sackgasse. Was können wir tun, um innovativer zu werden? Wie können wir das Potential und die Kreativität eines Teams entfachen? Und dabei auch unsere agilen Führungseigenschaften weiterentwickeln? Stehen Sie vor solchen Herausforderungen? Dann holen Sie sich in diesem Artikel ein paar Inspirationen auf Antworten dazu.

Woher kommen (Service-)Innovationen?

Wenn das so leicht zu beantworten wäre … Vielleicht von einzelnen Personen, die besonders kreativ sind? Es stellt sich dabei die Frage, wie anschlussfähig sind Ideen, die von einzelnen Überfliegern entwickelt werden? Haben sie das Zeug dazu, andere in der Organisation mitzureißen? Sind die Perspektive und das Wissen einer Person ausreichend, um was Neues anzustoßen? Möchten Sie die Innovationskraft Ihres Unternehmens von Einzelpersonen abhängig machen?

Dann gäbe es noch die glücklichen Zufälle (Serendipität), denen Post-its oder Melitta Kaffeefilter ihr Dasein verdanken. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt – aber können Sie es sich leisten auf Zufälle zu hoffen und warten? Vielleicht kommen Ihnen alternativ dazu die zahlreichen Brainstorming-Meetings mit Ihrem Team in den Sinn. Angeordnete Kreativität von 8-10 Uhr am Montagmorgen. Auch das hat nichts gebracht? Wohlgemerkt: wir sprechen hier von Innovationen und nicht von kleinteiligen Produkt- oder Prozessverbesserungen. Wie können Sie dafür einen kreativen Nährboden für Ihr Team gestalten?

Der Nährboden für kollektive Intelligenz

Stellen wir uns ein Team von Zuhörern, Abnickern und Ja-Sagern vor. Jemand stellt sich vor das Team und hält eine lange ausschweifende Powerpoint-Präsentation. Sehr überzeugend, sehr besserwisserisch und autoritär (kommt öfter vor, als wir uns eingestehen wollen). Wenn das Team nicht ermuntert wird, offen zu kommunizieren und Fragen zu stellen und jeder Input sofort weggewischt wird, dann wird es das Meeting über sich ergehen lassen und sich danach wieder der angestammten Arbeit zuwenden. Als wär‘ nichts gewesen. Tun wir weiter im Alltagstrott. Poppt da gedanklich auch bei Ihnen das Bild einer Schafherde auf?

Solche Meetings erzeugen eine unreflektierte Angleichung des Wissens in der Gruppe. Diese Art von Gruppendenken fixiert Bestehendes und tötet jedwede Kreativität ab, die der Ursprung von Innovationen ist. Das Wissen eines ganzen Teams bleibt ungenutzt, liegt brach – und kann sich kollektiv auch nicht weiterentwickeln. Die Mitglieder können ihr Wissen nicht einbringen, sie können nicht voneinander lernen und sich gemeinsam auf eine neue und höhere Wissens- und Lernebene hieven. Woher sollen in einer solchen Unternehmenskultur Innovationen kommen? Woher Motivation, Sinn an der Arbeit und Freude am Miteinander? In solchen Settings verbringen Teams zwar Zeit miteinander, werden gemeinsam aber keinen Deut klüger. Ja mehr noch: es ist geradezu gefährlich, einen Leithammel unreflektiert hinterherzulaufen – es könnte die falsche Richtung sein.

Wie können Sie die Dummheit der Masse in eine Weisheit der Vielen verwandeln?

Und wie ein kollektives Gestalten der Zukunft ermöglichen? Kollektives Wissen entsteht, wenn sie implizites Wissen Ihrer Teammitglieder hervorlocken und sichtbar machen können. Wenn Menschen sich zu einem Thema austauschen und ihr Wissen mit anderen teilen: dann wird aus dem impliziten Wissen des einzelnen ein explizites Wissen der Gruppe. Teammitglieder bieten ihre Erfahrungen und Kenntnisse den anderen an, in dem sie sie beispielweise in eine Diskussion einbringen. Alle werfen ihr Wissen in einem Topf und rühren mal kräftig darin um und sind neugierig und offen, was dabei herauskommt. Verharren Menschen zu sehr in ihrem Expertenstatus und meinen, ihr Wissen sei das einzig Wahre und versuchen andere davon zu überzeugen – ist die Gefahr des Gruppendenkens (Schafe!) groß.

Wenn es das Team jedoch schafft, ein neues kollektives Bewusstsein herauszubilden und gemeinsam zu lernen (aus dem im Topf befindlichen expliziten Wissen), dann – Heureka! – kann Neues entstehen. Neues Wissen für die Organisation, Innovationen, bahnbrechende neue Services oder Angebote für ihre Kunden. Es ist ein äußerst befruchtender Kreislauf für ein Unternehmen: Menschen zusammenzubringen, sie ermutigen ihr Wissen mit den anderen zu teilen und offen für das daraus kollektiv Entstehende zu sein. Dieses anzunehmen – zu verinnerlichen und sich so im Team auf eine nächste höhere Wissensebene zu bringen. Denn schließlich: niemand weiß alles, jeder weiß etwas. Wo finden diese Kreisläufe statt? In Wissensräumen. Und genau hier sind wir bei einer Kernaufgabe der agilen Führung: Wissensräume ermöglichen.

Agile Führung ermöglicht Wissensräume

Wissensräume sind Möglichkeiten für Teams, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Dort formt sich ein gemeinsamer Sinn für die Arbeit – eines der höchsten Güter überlebensfähiger Organisationen im 21. Jahrhundert.

In Wissensräumen

  • entsteht radikal neues Wissen – und Innovationen
  • dort finden Veränderungen statt
  • dort verbindet sich individuelles und kollektives Lernen

Wissensräume können physisch, mental oder sozio-kulturell gestaltet sein. Der Space, als Petrischale von Innovationen, ist vielfältig. Physisch sind es beispielweise Innovation-Labs, Ideenfabriken, Einrichtungen in Meetingräumen, Kücheninseln, Kaffee-Ecken, uvm.

Mentale und intellektuelle Wissensräume werden durch Literatur, Vorträge, Methoden (z.B. Design Thinking, Scrum, …) ermöglicht. Im sozio-kulturellen Bereich sind es Atmosphäre, Aufbrechen der Denk-Tabus oder Feedback-Loops, die die kollektive Intelligenz ermöglichen.

Hold the Space

Führungskräfte, die die Potentiale Ihrer Teams entfalten lassen und die Innovationskraft anfeuern möchten, ermöglichen diese Wissensräume. Sie geben sie nicht vor, sie weisen sie nicht an, sondern Sie ermöglichen sie – als Einladung an das Team. Und dann halten Sie die kreative Spannung aufrecht indem Sie den „Raum halten“ und die Teams zu kollektiven Höhenflügen starten lassen.

Die Räume können auch sehr offen gestaltet werden, in dem externe Impulsgeber eingeladen werden oder Wechsel zwischen den Mitgliedern stattfinden. Mit diesen Spaces schaffen Führungskräfte die besten Voraussetzungen, damit Teams gemeinsam klüger werden und dieses neu entstehende Wissen in Innovationen mündet. Nicht zu vernachlässigende „Nebeneffekte“ sind über sich hinauswachsende motivierte Teammitglieder, eine lernende Organisation, internes sich weiter entwickelndes Wissen, Wettbewerbsvorteile – und: ein agiles Führungs-Mindset, das sich den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu kollektivem Wissen, Lernen und Innovation bedient. Ermöglichen Sie Ihren Teams gemeinsam klüger zu werden!


Verfasserin:

Alexandra Nagy, Geschäftsführerin Kunde 21 GmbH alexandra.nagy@kunde21.com

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