Was wir vom Klugen Hans über KI lernen können: Wenn Maschinen scheinbar schlau sind – oder doch nur gut raten
1904 sollte einer der ältesten Träume der Menschheit in Erfüllung gehen: die Verständigung zwischen Tier und Mensch. Gelehrte aus aller Welt pilgerten zu einem Stall im Norden Berlins und besuchten einen pensionierten Schullehrer und seinen achtjährigen Hengst „Hans“. Zwischen schäbigen Zinshäusern in einem Hinterhof geschah ein großes wissenschaftliches Wunder, das Parallelen mit dem technologischen Wunder der künstlichen Intelligenz 120 Jahre später aufweist. Der Kluge Hans konnte rechnen und löste seine Aufgaben, in dem er mit den Hufen aufstampfte und so seinem Herrchen die richtigen Antworten gab. Der alte Schullehrer hatte sich wahrscheinlich aus Langeweile darauf besonnen, seine didaktischen Fähigkeiten nach Jahrzehnten mit Kindern nun an seinem Haustier auszuprobieren. Drei Monate staunten Wissenschaftler nicht schlecht über dieses Phänomen – bis ein gewisser Oskar Pfungst eine interessante Entdeckung machte: der Kluge Hans war nur bei seinem Herrchen klug. Wenn andere ihm Rechenaufgaben stellten, dann wusste er die Antworten nicht.