Florian Teufelberger, Vorstand Teufelberger Holding AG:
Außerirdisches Wachstum mit Kundenorientierung

Florian Teufelberger [00:00:04]:

Wenn Elon Musk den Mars erobert, dann muss man der Firma Teufelberger einer dabei sein, der sich dann die Seile kümmert, die da am Mars eine unzweifelhafte Rolle spielen wird.

Alexandra Nagy [00:00:15]:

Eine großartige Vision unseres heutigen Gastes bei Sound of Customers. Und sie ist gar nicht so weit hergeholt, denn...

Florian Teufelberger [00:00:24]:

Das Seil begleitet den Menschen seit 30.000 Jahren als Werkzeug. Und es ist undenkbar, dass wir die Galaxie erschließen ohne einen Schnürtel in der Tasche.

Alexandra Nagy [00:00:33]:

Und da weiß er, wovon er spricht. Denn Teufelberger als Familienunternehmen besteht bereits seit sieben Generationen.

Florian Teufelberger [00:00:43]:

Ich sage es Amerikanern immer sehr gerne. 1790 ist das Jahr, in dem George Washington als erster Präsident der Vereinigten Staaten angelockt wurde. Die Amerikaner sind jetzt schon beim Präsident Nummer 46, wir sind bei Nummer 7. Also das Governance System Familienunternehmen ist auf etwas längerfristige Zyklen ausgerichtet.

Alexandra Nagy [00:01:01]:

Apropos Langfristigkeit.

Florian Teufelberger [00:01:06]:

233

Alexandra Nagy [00:01:06]:

Jahre Kundneurendierung beschreibt Florian Teufelberger so.

Florian Teufelberger [00:01:11]:

Wir bewegen uns an die Stelle des Einsatzes, wo unsere Seile verwendet werden und aus diesem direkten Beobachten des Seiles in der Anwendung kriegen wir dann die Erkenntnisse, was braucht der Kunde wirklich, wie sehen mögliche notwendige Weiterentwicklungen aus.

Barbara Aigner [00:01:28]:

Herzlich willkommen bei Sound of Customers.

Alexandra Nagy [00:01:31]:

Wie hört sich Customer Experience an? Wie kann dein Unternehmen noch besser gehört werden? Hol dir Inspirationen und Tipps.

Barbara Aigner [00:01:39]:

In jeder Folge bringen unsere Gäste ihren ganz besonderen Sound mit und erzählen uns, wie sie ihr Unternehmen für Kundinnen und Kunden so richtig zum Klingen bringen.

Alexandra Nagy [00:01:49]:

Schön, dass du reinhörst bei unserem Podcast von Kunde21. Wir sind Alexandra

Barbara Aigner [00:01:55]:

und Barbara. Ganz herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Sound of Customers. Heute tauchen wir in einen sehr interessanten Bereich rein. Wir dürfen in den Bereich der Familienunternehmen eintauchen und in einen Bereich, mit dem wir alle indirekt schon in Kontakt gekommen sind. Egal, wenn wir am Skilift oder in einer Gondel unterwegs sind oder wenn wir vielleicht ein Segelboot steuern oder wenn Kräne irgendetwas zu verladen haben oder auch wenn Verpackungen unreift werden, dann sind das in der Regel immer Seile oder Umreifungsbänder von Teufelberger. Und wir freuen uns ganz besonders, dass heute bei Sound of Customer zu Gast ist das Mitglied der Eigentümerfamilie und der Vorstand der Teufelberger Holding AG. Ganz herzlich willkommen Florian Teufelberger.

Florian Teufelberger [00:02:43]:

Herzlichen Dank für die Einladung.

Barbara Aigner [00:02:45]:

Wir freuen uns sehr, dass du da bist, Florian, und du hast uns, so wie auch alle anderen unserer Gäste, zum Start einen Sound mitgebracht, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, wie Kundenorientierung sich für dich anhört oder wie sich Kundenorientierung für dich darstellt. Und den Sound, den hören wir uns jetzt gerne mal an.

Alexandra Nagy [00:03:34]:

Das klingt wirklich nach Gas geben, Florian. Da ist Kraft dahinter und Beschleunigung. Und ich stelle mir jetzt vor, ihr düstert durch die ganze Weltgeschichte und besucht eure Kunden und Kundinnen. Dieses Bild ist jetzt bei mir entstanden. Aber vielleicht erzählst du uns ja, warum du diesen Sound gewählt hast und wer überhaupt eure Kunden sind und wo sind die zu Hause?

Florian Teufelberger [00:03:59]:

Ich habe den Klang gewählt, weil er für mich zum Ausdruck bringt, dass wir nur dann unsere Kunden wirklich verstehen, wenn wir aus dem Büro rausgehen und uns zu ihnen hin bewegen. Das ist etwas, das mich zu den Punkten führt oder zu den Punkten gehört, warum die Firma Teufelberger über so lange Zeit sich weiterentwickelt hat, nämlich wir machen nicht mehr hervorragende Produkte und stellen die am Werkstaur zur Abholung hin, sondern wir bewegen uns an die Stelle des Einsatzes, wo unsere Seile verwendet werden und aus diesem direkten Beobachten des Seiles in der Anwendung kriegen wir dann die Erkenntnisse, was braucht der Kunde wirklich, wie sehen mögliche notwendige Weiterentwicklungen aus. Die Kunden sind bei uns auf der ganzen Welt. Als österreichisches Unternehmen haben wir immer noch zum Glück auch Kunden in Österreich, aber unsere Spielwiese ist Großteil unserer Marktsegmente, die ganze Welt, Europa, Nordamerika, Asien und die restlichen Wirtschaftsformen.

Barbara Aigner [00:04:58]:

Jetzt könnte man ja sagen, als produzierendes Unternehmen von Seilen, da spielt das Seil die Rolle und der Kunde ist vielleicht weniger wichtig unter Anführungszeichen, weil am Ende des Tages muss das Seil funktionieren und am Ende des Tages muss die Sicherheit auch gewährleistet werden. Wie passen Seile mit Kundenorientierung zusammen?

Florian Teufelberger [00:05:19]:

Seile sind natürlich unglaublich anziehend und fesseln den Kunden. Nein, beim Seil ist es nicht anders als bei anderen Produkten. Am Ende des Tages kauft der Kunde ja kein Seil, sondern der Kunde braucht eine Lösung für die Aufgabenstellung, die er bewältigen muss. Und dafür nimmt er ein Seil, wenn das die richtige Lösung ist. Und dann muss dieses Seil in der Aufgabenstellung, die der Kunde zu lösen hat, eben noch besser funktionieren als andere. Und das ist das, wo man sich nur weiterentwickeln kann, wenn man wirklich versteht, was das Problem des Kunden ist, was die Aufgabenstellung ist und welche Möglichkeiten man hat, mit dem eigenen Produkt diese Probleme besser zu lösen.

Alexandra Nagy [00:06:02]:

Du, Florian, du hast uns eingangs erzählt, wir haben zuvor ein bisschen geplaudert und du hast uns gesagt, wirklich also sehr beeindruckend, es gibt euch in der siebten Generation bereits Teufelberger Und jetzt bezogen auf Kundenorientierung, meinst du, dass Kundenorientierung einer der Faktoren war, die euer Unternehmen schon so lange erfolgreich gemacht haben? Oder ist es jetzt eine ganz tolle Produktqualität oder eine tolle Fertigung oder tolles Know-how, wahrscheinlich wird es ein Zusammenspiel von allen sein. Aber was ist deine Einschätzung, das Thema Kundenorientierung, welchen Anteil hat das an den langen Erfolg von Teufelberger?

Florian Teufelberger [00:06:47]:

Ich glaube, dass man es gar nicht hoch genug einschätzen kann. Das Denken in, was macht der Kunde mit unserem Produkt, letztlich die Voraussetzung dafür ist, dass man bessere Lösungen hat. Und was mir wirklich große Freude macht, ich habe vor zehn Jahren die Chance gehabt, mit einem pensionierten Seilermeister zu sprechen. Der war damals 85 und hat mir erzählt, dass sein Lehrmeister seinerseits bei meinem Urgroßvater auf der Walz eine Zeit lang gelernt hat. Und dieser Seilermeister, der Seilermeister Pötz hat mir erzählt, sein Lehrmeister hat ihm von Teufelberg erzählt, nämlich das ist dann Martin Teufelberger 1910, 1912, 1915, irgendwie so die Zeit herum. Und von Martin Teufelberger hätte er zwei Dinge gelernt, einen speziellen Knoten, der heute nicht mehr so eine Rolle spielt, weil er für Netze irgendwie eine Bedeutung hatte. Und das zweite war die Verantwortung des Seilers für die sachgerechte Verwendung des Produktes. Und er hat dann als Beispiel genannt, dass er in den 60er Jahren irgendwo gearbeitet hat und ein Kunde kommt zu ihm ins Geschäft und möchte eine Wäscheleine kaufen.

Florian Teufelberger [00:08:02]:

Und weil er gelernt hat, dass der Seil eine Verantwortung für die sachgerechte Verwendung hat, hat er ihn gefragt, was machen Sie damit? Und er hat dann gesagt, ja, ich gehe am Wochenende ins Gesäuse klettern mit meiner Frau und brauche es, sie zu sichern. Worauf der Herr Pötz gesagt hat, es tut mir wahnsinnig leid, das ist eine unsachgemäße Verwendung, ich verkaufe Ihnen diese Wäscheleine nicht. Und ich finde diese Geschichte so großartig, weil sie zeigt, dass da, wovon ich überzeugt bin, dass es für das Unternehmen so wichtig war, schon vor vier Generationen ein so fundamentaler Bestandteil war, dass das über zwei Generationen Seilermeister letztlich seinen Weg wieder zu mir gefunden hat als Bestätigung, dass das, woran wir heute arbeiten, etwas ist, das ist schon vor mittlerweile über 100 Jahren als Grundsatz in der damals noch ganz lokal funktionierenden Firma Teufelberger in Wels schon so einen Stellenwert hat?

Alexandra Nagy [00:08:56]:

Also die sachgerechte Verwendung, das finde ich jetzt ein total schöner Begriff und Gott sei Dank wurde die Frau nicht mit der Wäscheleine im Gesäuse gesichert. Wer weiß, was da passiert wäre, die arme Frau.

Florian Teufelberger [00:09:08]:

Nicht zu denken.

Alexandra Nagy [00:09:11]:

Bleiben wir mal kurz bei dieser sachgerechten Verwendung. Wie stellt ihr das jetzt heute im 21. Jahrhundert in einem digitalen Zeitalter? Was tut ihr, die sachgerechte Verwendung in Andenken an deinen Urgroßvater auch bei euren Kunden weiterhin zu garantieren?

Florian Teufelberger [00:09:31]:

Na ja, raus aus dem Büro, raus aus der Fabrik und zum Kunden an den Ort des Geschehens, zu verstehen, wie es eigentlich ist. Wobei das jetzt nicht jedes Mal ist. Wir begleiten nicht jedes einzelne Seil bis zum Einsatzbereich. Das würde jetzt vielleicht einen falschen Eindruck erzeugen. Nein, aber viel draußen sein, eben diesen Dialog mit dem Kunden führen über wofür verwendest du das Seil, wofür brauchst du es wirklich, im Unternehmen Wissen aufbauen und nutzbar machen, dass man dem Kunden helfen kann mit der richtigen Anwendung seines Seiles. Ja, nahe am Ort des Geschehens sein, vor Ort beim Kunden.

Barbara Aigner [00:10:10]:

Und wir wissen ja auch, was der Alexander schon so ein bisschen angesprochen hat, dass das Thema Digitalisierung natürlich auch an euch und an den Seilen auch nicht spurlos vorüber geht, weil man halt auch nicht immer überall am Ort des Geschehens physisch sein kann und insbesondere die Corona-Zeit musste da ja dazu beitragen, dass man erfinderisch wird und Schritt für Schritt laufen ja auch bei euch intern Projekte und Ausrichtungen, das Seil auch zu digitalisieren. Wie kann man sich das vorstellen oder wie findet Digitalisierung rund das Seil statt, es dem Kunden zu erleichtern?

Florian Teufelberger [00:10:46]:

Natürlich alle Formen von Kommunikationskanälen, die heute mit Video, mit Virtual Reality, Brillen und ähnlichen Instrumenten es ermöglichen, einen Dialog zu führen, so als wäre man am Ort des Geschehens, sind für uns natürlich total spannend, weil wenn man weltweit aktiv ist, dann ist es ja nicht mehr damit getan, dass man ins Auto steigt und mal schnell rüberfährt. Und da profitieren wir natürlich davon, dass wir diese Nähe zum Kunden mit diesen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten wesentlich über einen wesentlich größeren Wirkungskreis aufbauen können.

Alexandra Nagy [00:11:22]:

Ich bleibe noch immer bei diesen sieben Generationen hängen, weil das so beeindruckend ist. Und wir hatten in einem der letzten Episoden ein Start-up bei uns als Gast, eine Gründerin, deren Unternehmen ist genau jetzt eineinhalb Jahre alt und man sagt ja Startups oft nach, dass die noch näher am Kunden sind im Sinne von Beweglichkeit, dynamisch, sehr schnell auf Kundenbedürfnisse sich einzustellen. Würdest du sagen, ihr könnt das genauso schnell oder ein sehr etabliertes Unternehmen, mehrere Generationen, wenn ich das so sagen darf, ein altes Unternehmen, gibt es da Nach- oder Vorteile in Bezug auf Kundenorientierung? Wie würdest du das einschätzen?

Florian Teufelberger [00:12:08]:

Ja, also es ist sicherlich so, dass man sich da in keiner falschen Sicherheit wiegen darf und nicht glauben darf, weil das schon so lange gut gelaufen ist, wird das von alleine weitergehen. Nein, das ist schon die Nähe zum Kunden, die Nähe zur Anwendung, das muss man immer wieder thematisieren und auch immer wieder nach neuen Möglichkeiten suchen, wie wir den Kunden ins Unternehmen hereinholen. Es geht ja nicht nur darum, dass die Verkäufer vor Ort sind, sondern es geht auch darum, dass auch die Mitarbeiter in der Produktion ein Verständnis haben, was eigentlich mit dem Produkt vor Ort passiert und das ist jetzt nicht ganz einfach, aber man muss da ständig dran bleiben, wäre die kurze Zusammenfassung.

Barbara Aigner [00:12:54]:

In jedem Fall, ja und bei Startups ist ja oft so oder auch in der neuen Zeit unter Anführungszeichen ist ja das Thema der agilen Organisationsstrukturen eins, das man immer wieder gerne ins Besprechen bringt oder in die strategische Ausrichtung bringt, wo man sagt, man muss sich auch agil ausrichten. Wie organisiert ihr euch denn oder wie habt ihr euch organisatorisch auch in der Vergangenheit gewandelt oder verändert oder aufgestellt, noch näher am Kundenrat zu sein. Also ist das Thema agile Organisationsstrukturen eines, das für euch ein Thema ist oder bewusst auch nicht?

Florian Teufelberger [00:13:29]:

Da könnten wir jetzt eine separate Konversation darüber führen, was denn genau mit diesem Begriff agil gemeint ist. Ich habe ein bisschen den Eindruck gewonnen, da gibt es vielleicht eine Lehrbuchmeinung, aber dann findet man oft Menschen, die das auch für sich sehr individuell interpretieren. Natürlich, also wenn das Gegenteil von agil, starr oder hierafisch ist, dann würde es uns heute nicht geben, wenn wir nicht diese Beweglichkeit, die für mich auch in dem Begriff der Agilität steht. Aber manchmal wird agil auch verwendet für, ich möchte mir nicht die Mühe machen, langfristig zu planen und wir sind ja so agil und gestern waren wir da und morgen sind wir da und eigentlich ist es ein Euphemismus für sprunghaft und nicht wirklich fokussiert. Ihr merkt vielleicht, dass ich den Begriff der Agilität jetzt hier bei mir im Unternehmen nicht ständig predige und sage, das hat Konzepte, die vollkommen notwendig und richtig sind. Aber nur weil man jetzt sagt, wir sind so agil, wird nicht automatisch eine Organisation leistungsfähig. Es braucht eine Mischung aus vielen Dingen.

Barbara Aigner [00:14:30]:

Oder vielleicht dann anders oder ergänzend gefragt, wie stellt ihr eure Organisation auf, natt am Kunden zu sein?

Florian Teufelberger [00:14:37]:

Wir sind letztlich ein Verbund aus 13 kleinen Unternehmen, weil wir in den, also wir haben diese drei Technologie-Plattformen, Faserseil, Stahlseil und Verpackungsband und die sind aber in 13 Business Units organisiert, die sich ein Anwendungsmarkt-Kundensegment bemühen und als Beispiele Stahlseile. Es macht einen riesen Unterschied, ob das jetzt ein Kranseil ist oder ein Seil für Seilbahnen. Das sind unterschiedliche Wettbewerber, das sind unterschiedliche Kunden, das sind unterschiedliche Konstruktionen. Das ist am Ende des Tages zwar beides ein Seil, aber wenn man das über eine homogene Organisation führen würde, dann würde man nie diese Ansprache des Kunden erreichen, die wir durch diese Aufteilung dieser Business Units haben. Wir sind ein Flottenverband aus 13 Schnellbooten und diese Business Units sind geführt von Business Unit Leitern, die eine Rolle als Unternehmer im Unternehmen haben und die einfach durch die Nähe zu ihrem Kundensegment auch unbedingt aufgreifen müssen und mit Vorschlägen und mit eigenständigen Entscheidungen ihr Geschäft weiterentwickeln müssen, weil 13 Schiffe von einer Kommandobrücke auszuleiten geht schief. Man kann der Flotte eine Richtung geben, aber welchen Weg der einzelne Business nimmt, das muss so nah wie möglich am Kunden wahrgenommen, überlegt und entschieden werden und solange sich es im Flottenverband eingliedert, ist das der bessere Weg.

Alexandra Nagy [00:16:14]:

Also ich möchte jetzt auch nicht am Begriff Agilität herumreiten, aber so wie du es jetzt geschildert hast, Florian, könnte man das eins zu eins aus einem Lehrbuch über agile Führung oder agile Organisationsentwicklung herausnehmen?

Florian Teufelberger [00:16:28]:

Möglicherweise habe ich nur nicht ausreichend Bücher zum Thema Agilität gelesen und habe deswegen vorher so kompliziert darauf geantwortet. Aber natürlich, wovon ich zutiefst überzeugt bin, ist die Geschwindigkeit der Veränderung, die heute notwendig ist, ist enorm. Und die Vielfalt der notwendigen Entscheidungen entsteht nur, wenn man die Möglichsten nahe an den Ort des Geschehens bringt. Und damit ist eine monolithische Kommando-Struktur völlig undenkbar, sondern Special Forces Auftrag geben und dann sind Teams, die im Rahmen dieses Auftrags und mit den zufügig gestellten Mitteln vor Ort entscheiden, was für die Lösung, was zur Erreichung des Auftrages die richtigen Entscheidungen sind. So verstehe ich, dass ja mein Verständnis, wie unsere Organisation funktionieren soll.

Alexandra Nagy [00:17:14]:

Okay. Jetzt hast du uns ja schon einiges erzählt, wie du deine Organisation entwickelst, wie sie sich entwickelt hat. Gibt es vielleicht auch etwas, wo du sagst, das habt ihr noch vor, das hast du noch vor, oder irgendetwas, wo du meinst, das haben wir schon tausendmal probiert und tausendmal ist nichts passiert und deshalb lassen wir das lieber, machen wir was anderes oder da sind wir gescheitert, dort wollen wir hin. Möchtest du uns da vielleicht irgendeinen Einblick noch geben?

Florian Teufelberger [00:17:44]:

In Bezug auf Kundenarbeitierung ein Punkt mit dem ich immer noch nach dem richtigen Weg suche, ist, wie wir den Mitarbeitern in der Produktion noch besser vermitteln, welche Rolle die Produkte, die sie da Tag ein Tag aus erzeugen, bei den Kunden haben. Und das ist so diese alte Geschichte, es macht einen riesen Unterschied, wenn man jemanden trifft und der sitzt da und also ein Steinnetz, der da einen Stein behaut und man dann fragt man den, was machst du da? Und der sagt, ich behaue einen Stein oder ich baue eine Kathedrale. Wenn wir jetzt untergehen würden in die Produktion und würden Mitarbeiter fragen, muss ich davon ausgehen, dass noch nicht alle sagen würden, das ist die Kathedrale und da suche ich noch eine noch bessere Möglichkeit.

Alexandra Nagy [00:18:29]:

Ich hoffe, Sie kennen alle die Geschichte mit der Frau im Gesäuse. Wir retten Ehefrauen davor, im Gesäuse abzustürzen.

Florian Teufelberger [00:18:37]:

Ja, das sind sehr... Das Seil ist ganz oft eine sicherheitskritische Komponente und daher ist dieses Verständnis für, Wenn ich hier was nicht richtig mache, dann hat das bis zu fatale Auswirkungen. Ist so ein Teil der Kathedrale. Aber ich würde es jetzt gar nicht auf diesen Sicherheitsaspekt reduzieren wollen, weil den müssen wir sowieso sicherstellen. Da haben wir keinen Blick dran. Nein, es macht einen Riesenunterschied, ob der dort steht und sagt, ja, ich mache Litzen, ich weiß eigentlich nicht einmal, in welches Seil das geht und schon gar nicht, auf welchen Kahn. Oder ob der an seinem Arbeitsplatz ein Foto von der Seilbahn hat, für die das Werkstück, das er hier gerade in Arbeit hat, am Ende, dann eben das Seil, das dort in den Einsatz haben wird, das löst nochmal was anderes aus. Da muss was gehen.

Alexandra Nagy [00:19:21]:

Das erinnert mich ein bisschen, da gibt es ja die Geschichte von so einem Mercedes-Werk in Deutschland, wo die Leute in der Produktion halt auch nicht so engagiert waren und die Motivation nicht so hoch war und untereinander immer gesprochen haben für die reichen Schnösel, da draußen produzieren wir diese tollen Autos. Und dann hat man einmal Taxifahrer und Fahrerinnen eingeladen in die Produktion und die haben sich überschwänglich bedankt bei den Menschen in der Produktion und haben gesagt, mein Leben als Taxifahrerin ist wirklich schwer und ich bin euch so dankbar, dass eure Autos so lange halten und ich 200.000 Kilometer fahren kann, ohne dass irgendwas ist. Vielen Dank! Und das hat anscheinend auch in der Produktion total viel ausgelöst und die Motivation sehr stark verändert und man auch ein Bewusstsein dafür geschaffen hat, wie schauen überhaupt die Kunden aus. Das sind eben nicht nur diese reichen Menschen, die es sich leisten können, sondern auch andere, die wirklich abhängig sind von unseren Autos.

Florian Teufelberger [00:20:24]:

Das ist meine Zähne. Großartige Geschichte und in unsere heutige Zeit würde wahrscheinlich passen, dass man die Geschichte mit der Kathedrale abwandelt und den Mitarbeitern vermittelt, nein, nein, keine Kathedrale, sondern ein Kinderheim oder ihr baut ein Fitnesscenter. Dass man eben vom Schnösel zum Taxifahrer oder von der Kathedrale zu einem Nutzbau in heutiger Wertvorstellung. Nein, aber am Ende des Tages muss die gesamte Organisation verstehen, was der Kunde braucht. Es reicht nicht, wenn Verkäufer und Verkaufsinnendienst vielleicht noch eine Idee haben und der Rest der Organisation sagt, keine Ahnung. Die Durchdringung der Organisation voranzutreiben ist ein nicht enden wollendes Thema.

Barbara Aigner [00:21:10]:

Wenn du jetzt das Unternehmen vollkommen neu auf die grüne Wiese setzen könntest oder würdest, Gibt es dann Dinge, die du anders machen würdest? Also auch wenn du zurückblickst und beispielsweise auch das Beispiel nennst, dass die Mitarbeiter in der Produktion vielleicht noch kundenorientierter in ihrem Denken sein könnten. Gibt es da Ansatzpunkte, wo du sagst, wenn ich heute Teufelberger nochmal auf die grüne Wiese stellen würde, das würde ich in Sachen Kundenorientierung oder Custom Experience anders machen oder das würde ich ganz einfach ausprobieren, weil es möglich ist?

Florian Teufelberger [00:21:41]:

Auf die grüne Wiese stellen, fängt mir jetzt so auf die schnellen nichts ein, aber wenn ich mir überlege, wie die Weiterentwicklung des Unternehmens ausschauen soll nach 233 Jahren, dann gibt es eine klar beobachtbare Dimension. Wir haben uns immer geografisch weiterentwickelt. Von einem österreichischen Unternehmen, das 5% Umsatz im Export gemacht hat, und das waren dann so exotische Gegenden wie München oder Bozen, zu einem europäischen Unternehmen, das 5% des Umsatzes außerhalb Europas gemacht hat. Und wir sind aktuell dabei, das Unternehmen wirklich in ein Unternehmen, das weltweit in den Märkten oder in den Anwendungen, in denen wir uns ausgesucht haben, tätig zu sein, wirklich präsent sind. Und diese Kundenorientierung bedeutet, dass wir daran sind, diese Nähe zum Kunden durch Organisationen, die eben in den Ländern sind, noch weiter auszubauen. Das macht aber einen Unterschied, ob ein Österreicher einmal im Jahr nach China fliegt und versucht, Seile zu verkaufen oder ob man einen Chinesen vor Ort hat, der was verkauft. Und die Weiterentwicklung des Unternehmens bedeutet es noch stärker, die Märkte zu durchdringen, in denen wir sind. Und die Vorbereitung auf die nächste geografische Frontier, die es zu knacken gilt, weil am Ende meines Schaffens muss ich ja auch wieder fünf Prozent in einer neuen geografischen Dimension machen Und das ist dann im Weltall.

Florian Teufelberger [00:23:04]:

Da sind wir schon dran, haben schon Produkte, die in derlei Einsätzen tätig sind. Und aus dem Gespräch ist mir klar geworden, dass ich Astronautenausbildung in unser Ausbildungsprogramm aufnehmen muss, weil ich dann wieder Mitarbeiter, die vor Ort das Produkt erleben. Deshalb kann ich also nicht von der Erde aus zuschauen, wie die Seile das Weltall beruht, sondern wenn Elon Musk den Mars erobert, dann muss von der Firma Teufelberger einer dabei sein, der sich dann die Seile kümmert, die da am Mars eine unzweifelhafte Rolle spielen werden.

Alexandra Nagy [00:23:35]:

Florian, ich muss da eines sagen, du hast jetzt unseren Podcast in wirklich schwindelerregende Höhen gebracht, im wahrsten Sinne des Wortes. Also wenn jetzt unser Podcast Auslöser war für eure Astronautenausbildung bei Teufelberger. Also dann haben wir unser Ziel erreicht, Barbara.

Barbara Aigner [00:23:52]:

Und ich würde sagen, wir machen gleich einen Aufruf an alle Astronauten und Astronautinnen da draußen. Bewerbt euch bei Teufelberger.

Florian Teufelberger [00:24:00]:

Wir haben ganz spannende Aufgaben, muss man auch nicht nur verkaufen, auch Anwendungstechniker sind gesucht, die eben vor Ort mit technischem Verständnis unsere Produkte begleiten. Und da werden wir am Mars den einen oder anderen brauchen, so ist es.

Barbara Aigner [00:24:13]:

Genial und es gibt sicher genug da draußen, die mal in ihrem Leben nicht nur auf den Mond, sondern eben auch auf den Mars wollen.

Florian Teufelberger [00:24:19]:

Ja, wir können ja mit dem Mond anfangen, aber ich glaube, das größere Spielfeld wird der Mars sein.

Barbara Aigner [00:24:26]:

Wir greifen nach den Sternen in jedem Fall.

Alexandra Nagy [00:24:29]:

Na, nach den Planeten. Und nach den Planeten, ja. Also noch mehr, noch mehr. Wow, eine wirklich ganz tolle Vision. So eine hat man wirklich noch nicht jetzt im Podcast, Barbara. Zum Abschluss stellen wir ja auch immer gerne die Frage, du selbst befasst dich sehr intensiv mit dem Thema Kunde und Kundenorientierung bei dir in der Organisation, bist ja selbst aber auch Kunde. Gibt es vielleicht da ein herausragendes Beispiel, wo du sagst, das hast du erlebt und das möchtest du gerne mit den Hörerinnen und Hörern teilen?

Florian Teufelberger [00:25:03]:

Ich bin anselig dafür, wenn jemand seinen Verkaufsjob gut macht. Dem folge ich sehr gerne. Das Beispiel, das ich denke, ist aber eines, das jetzt zu keinem Impulskauf geführt hat, sondern es zeigt nur, dass man sehr lange in Erinnerung bleiben kann. Zu meinem 18. Geburtstag hat mir mein Vater ein Auto gekauft und es war die Wahl zwischen einem italienischen Modell und einem japanischen. Und der Verkäufer des japanischen Autos hat uns also sein Auto vorgeführt und dann haben wir gesagt, naja, als Alternative überlegen wir den Italiener und dann hat er gesagt, schauen Sie, das sind schöne Autos und das verstehe ich total gut. Ich bitte Sie, machen Sie nur eines, machen Sie die Tür zu von dem Auto Und dann vergleichen sie es mit meinem Auto hier und hat die Tür zugeschlagen. Und das war ein satter, einfach, da hat einfach alles gepasst, Klang.

Florian Teufelberger [00:25:54]:

Und dann sind wir zu dem Auto rausgegangen, mit den italienischen Autos gefahren und haben dort die Tür zugemacht und man hatte Angst, dass die Tür irgendwie rausfällig ist. Das sieht jetzt schon eine Weile aus, aber ich höre heute noch diesen satten Klang der Tür des japanischen Autos. Und das ist für mich jetzt ein unvergessenes Erlebnis, wie ein Verkäufer durch richtige Argumentation und Verstehen, worauf der Kunde dann anspricht. Damit kann er ohne den anderen schlecht zu machen, einen Unterschied herausarbeiten und ein gutes Gefühl für die Wahl seines Autos zu erzeugen. Das habe ich als besonderes Erlebnis in Erinnerung.

Barbara Aigner [00:26:34]:

Sensationell und vor allem ein Erlebnis mit allen Sinnen oder mit vielen Sinnen.

Florian Teufelberger [00:26:38]:

Und das ist ja, wenn ich den Kunden wirklich verstehen will, dann muss ich, dann darf ich nicht eindimensional sein, sondern dann geht es bis in die emotionalen Dimensionen der Kaufentscheidung, die ich gut verstehen muss und dem Kunden am Ende des Tages ja einfach ein gutes Gefühl vermitteln, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und das war zum Beispiel in dem Fall ganz eindrucksvoll der Fall.

Alexandra Nagy [00:27:00]:

Genial. Toll. Und was mir jetzt auch sehr gut gefallen hat, du hast gesagt, dieser Verkäufer hat einen Unterschied gemacht. Und wir sagen ja auch immer, Barbara und ich, Customer Experience bedeutet einen Unterschied im Erleben der Kunden zum Macher. Und ja, damit hat sich der Kreis sehr schön geschlossen. Auch zum Sound, den du uns mitgebracht hast, der ja auch mit einem Auto im übertragenen Sinne jetzt zwar zu tun hatte, aber da schließt sich jetzt wirklich schön der Kreis.

Florian Teufelberger [00:27:29]:

Der Klang des Autos, das ich mit 18 bekommen habe, war nicht ganz so schön wie der, den wir am Anfang gehört haben. Es war trotzdem die richtige Entscheidung damals. Das Auto ist gefahren,

Barbara Aigner [00:27:39]:

hat seinen Zweck erfüllt.

Florian Teufelberger [00:27:40]:

Hat wunderbar seine Dienste lange Jahre geleistet.

Alexandra Nagy [00:27:45]:

Perfekt, Florian, dann sagen wir vielen, vielen Dank für deine Einblicke in Seile in Firma Teufelberger. Wir drücken euch die Daumen für den Bewerbungsprozess der Astronauten und natürlich für eure Expansion ins Weltall. Ganz spannend und vielen Dank, dass du bei uns warst als Gast. Du hast uns viele Eindrücke mitgebracht, die sicher für die Hörer und Hörerinnen sehr, sehr inspirierend waren.

Florian Teufelberger [00:28:10]:

Danke schön. Vielen herzlichen Dank. Ihr habt mich mit euren Fragen gechallenged und ich hoffe, dass ein oder andere ist herausgekommen, mit dem die Zuhörer was anfangen können.

Barbara Aigner [00:28:19]:

In jedem Fall. Vielen Dank.

Alexandra Nagy [00:28:22]:

Das war's zu dieser Folge. Wenn du Lust auf noch mehr Sounds hast, dann schau doch gerne auf kunde21.com vorbei und folge uns auch auf LinkedIn. Und vielleicht geht sich ja auch eine 5-Sterne-Bewertung aus. Wir danken dir.

Barbara Aigner [00:28:35]:

Ja, und wie Kundenorientierung für unseren nächsten Gast klingt, hörst du gerne in unserer nächsten Folge.

Florian Teufelberger [00:28:43]:

Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017